Als Führungskraft in Teilzeit arbeiten? Und das auch noch als Mann? In vielen Unternehmen ist das undenkbar. Anders bei von Rundstedt: Unser Chief Financial Officer Dr. Martin Mertes leitet in Teilzeit den kaufmännischen Bereich mit 16 Mitarbeitern. Im Interview berichtet er von seinen persönlichen Erfahrungen als Teilzeit-Manager und erklärt, wie der Führungsalltag in Teilzeit gelingt.
Interview mit Dr. Martin Mertes, CFO bei von Rundstedt
Herr Dr. Mertes, Sie sind bei von Rundstedt CFO und Mitglied der Geschäftsleitung. Vor zwei Jahren haben Sie sich entschieden, Ihre Wochenstunden zu reduzieren. Warum wollten Sie gerne in Teilzeit arbeiten?
Ich wollte mehr Zeit für meine Familie und mich selbst haben – die klassische Work-Life-Balance-Frage. Zufällig fiel die Entscheidung zeitlich damit zusammen, dass meine Frau ihre Berufstätigkeit wieder ausgeweitet hat. Daraus ist dann auch eine neue Aufgabenverteilung in unserer Familie entstanden, die sich bis heute bewährt hat.
Wie haben Sie Ihre Chefin, Sophia von Rundstedt, von Ihrem Vorhaben überzeugt?
Basis dafür, dass ein Vorgesetzter dies mittragen kann, ist aus meiner Sicht tiefes Vertrauen in den Mitarbeiter. Frau von Rundstedt hat damals zu mir gesagt: „Sie werden es mir nur vorschlagen, wenn Sie wissen, wie es funktionieren kann.“ Also haben wir es zunächst ausprobiert, natürlich auch mit meiner Zusage für Flexibilität, wenn die verringerte Arbeitszeit in manchen Phasen nicht reicht. Für beide Seiten gab es auch eine Rückzugsklausel ins klassische Vollzeitmodell – für den Fall, dass es nicht geklappt hätte.

Dr. Martin Mertes an seinem Arbeitsplatz bei von Rundstedt
Haben sich Ihr Führungsalltag und Ihr Führungsverhalten nach dem Wechsel von der Voll- in die Teilzeit verändert?
Meine Führungssituation hat sich kaum verändert. Denn auch schon vorher haben wir in meinem Team durch verschiedene Homeoffice-Modelle eine Ergebniskultur statt Anwesenheitskultur gelebt. Eine Sache hat sich aber ganz deutlich gewandelt: Die Tage, an denen ich im Büro verfügbar bin, sind noch voller mit Meetings und Terminen geworden.
Wie gelingt Ihnen das Führen in Teilzeit? Welche besonderen Herausforderungen müssen Sie als Führungskraft in Teilzeit bewältigen?
Ich glaube, es gelingt deswegen gut, weil ich ausgesprochen eigenverantwortliche Mitarbeiter habe. Teilzeit bedeutet in besonderem Maße loszulassen und Aufgaben zu delegieren. Das habe ich zwangsläufig (und manchmal auch schmerzhaft) gelernt, wenn die Praxis zeigte, dass ich bestimmte zusätzliche Aufgaben in Teilzeit unmöglich bewältigen konnte. Für mich ist die größte Herausforderung, dass der freie Freitag nicht darin endet, dass ich regelmäßig sonntags arbeite…
Gibt es Managementaufgaben, bei denen das Teilzeit-Modell aus Ihrer Sicht an seine Grenzen stößt?
Meiner Meinung nach liegt der Differenzierungsfaktor weniger in den zu bewältigenden Aufgaben als in der schon erwähnten Eigenverantwortlichkeit der jeweiligen Mitarbeiter. Wenn die da ist, dann kann man meines Erachtens fast alles in Teilzeit regeln.
Was glauben Sie: Warum gibt es so wenige Manager, die in Teilzeit arbeiten (wollen). Und warum schrecken vor allem Männer davor zurück?
Hauptgrund ist aus meiner Sicht nicht der einzelne Manager, sondern die vorherrschende Unternehmenskultur. Wenn ich befürchten muss, dass allein das Stellen der Teilzeit-Frage meine Karriere ruiniert, dann frage ich auch nicht danach.
Wie reagieren eigentlich Freunde und Geschäftspartner, wenn sie erfahren, dass Sie als CFO in Teilzeit führen?
Immer ungläubig, meistens neidisch und oft mit der Nachfrage „Wie hast Du das durchbekommen?“
In der vergangenen Woche haben wir mit Tandemploy über Jobsharing gesprochen. Könnten Sie sich vorstellen, Ihren Job mit jemandem zu teilen?
Spontan: Nein. Ich glaube, dass die Verantwortung für eine Aufgabe nicht teilbar ist. Also müsste man die jeweiligen Aufgaben so definieren, dass zwei Verantwortungsbereiche entstehen. Das stelle ich mir oft schwierig vor, ganz sicher in meiner Aufgabe.
Ihre Fragen an Dr. Martin Mertes
Wollen Sie noch mehr erfahren über den Alltag und die Herausforderungen als Teilzeit-Manager? Schreiben Sie uns an blogredaktion@rundstedt.de oder verfassen Sie Ihre Frage als Kommentar zu diesem Beitrag. Wir werden unserem CFO Dr. Martin Mertes Ihre Frage stellen und seine Antwort im Interview ergänzen.
Das Interview führte Kathrin Iding für die Blogredaktion
[Bildnachweis: © Gustavo Frazao/Shutterstock, © v. Rundstedt & Partner GmbH]
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