Aktuellen Studien zufolge geben 95 Prozent der Unternehmen an, Probleme bei der Suche nach geeigneten Fachkräften zu haben (Quelle: Social Recruiting Report 2013). Kreativität ist gefragt beim Wettbewerb um die begehrten Talente. Die Zeiten, in denen körbeweise Bewerbungen eingetroffen sind, neigen sich dem Ende. Der Bewerbungs- und Auswahlprozess wandelt sich rasant, wie wir aus vielen Kundengesprächen wissen. Eine Entwicklung, die viele Unternehmen beklagen – aber birgt sie vielleicht auch neue Chancen?
Aus meiner Sicht dürften beide Seiten durchaus auch von dieser Entwicklung profitieren. Denn Massengeschäft ist selten ein Qualitätsmerkmal. Schon heute erleben wir die Entwicklung professionellerer Auswahlprozesse, mehr Wissenstransfer im Unternehmen und die stärkere lebenslange Förderung vorhandener Talente. Die Rolle der Führungskraft wandelt sich erheblich.
Die Frage ist: Wo treffe ich meine Mitarbeiter von morgen?
Das Prinzip „Post & Pray“ – also eine klassische Stellenanzeige schalten und darauf warten, dass sich die richtigen Kandidaten darauf bewerben – hat heutzutage ausgedient. Stattdessen müssen Unternehmen selbst aktiv werden, Active Sourcing betreiben, um potenzielle Bewerber aufzuspüren. So hat sich die Zahl der Unternehmen, die Active Sourcing einsetzen, seit 2010 verdoppelt. Die Unternehmen erkennen, dass die bisherigen Wege nicht mehr ausreichen, die Bedarfe an gut ausgebildeten Mitarbeitern für die Zukunft zu decken.
Antwort: …. in Ihren sozialen Netzwerken!
Auch unsere Kundenveranstaltung Ende Januar beschäftigte sich an den Standorten München und Nürnberg mit dem Thema „Social Media – Nutzung im Recruiting & Personalmarketing“. Das große Interesse von 58 Zuhörern aus HR und Management unterschiedlichster Branchen zeigt deutlich, wie stark der Druck bei der Suche neuer Mitarbeiter gestiegen ist.
Frederik Siebrandt, Berater bei von Rundstedt, ging in seiner Livepräsentation eindrücklich auf diesen Wandel ein. Während das Thema Recruiting laut Social Recruiting Report 2013 bereits Platz 2 der wichtigsten Themenstellungen bei den Unternehmen einnimmt, steigt auch die Bedeutung von Social Media Recruiting stetig (2011: 7.Platz, 2012: 5. Platz, 2013: 4.Platz). Dabei zählen Facebook, XING, LinkedIn und Twitter in der Social Media Landschaft zu den Bekanntesten.
Nur zwei der Nürnberger Teilnehmer gaben in unserer spontanen Umfrage an, NICHT mit ihrem Unternehmen auf Facebook präsent zu sein. Allerdings zeigt die Praxis, dass Facebook nach wie vor eher zur Stärkung der Arbeitgebermarkte allgemein genutzt wird. Für das Online-Recruiting nutzen Unternehmen verstärkt Xing. Doch auch hier verschiebt sich gerade Marktstellung und Userzahlen deutlich in Richtung LinkedIN.
Schleppnetz oder doch die Angel?
Auch in diesem relativ jungen Bereich ist aber die gute alte Marketingweisheit wichtig, bei der Wahl des Mediums die Zielgruppe der eigenen Aktivitäten im Auge zu behalten. Also die Frage: „WEN möchte ich erreichen?“
Als ich mich mit meinen 15-jährigen Sohn vor kurzem über Facebook unterhalten wollte, fragte er mich stirnrunzelnd: „Wer bitte ist denn heute noch auf Facebook?!“. Tja. So schnell ist man schon wieder von gestern… 😉
Wer nach den Talenten von morgen sucht – Stichwort Generation Z – dürfte somit auf Facebook wohl nicht richtig sein. Wenn es um Mitarbeiter mit einigen Jahren Berufserfahrung geht – durchaus schon. Es reicht daher bei weitem nicht aus als Unternehmen in sozialen Netzwerken einfach nur präsent zu sein und ein paar nette Links zur eigenen Website anzubieten. Es lohnt sich das Thema Online-Recruiting professionell und strategisch anzugehen.
Tipps & Handlungsempfehlungen:
Ermitteln Sie den Status Quo Ihrer Recruiting-Aktivitäten in Social Media
- Ist mein Unternehmen in Social Media präsent, wenn ja, auf welchen Kanälen?
- Nutzt das Unternehmen diese Präsenz überhaupt zur Ansprache neuer potenzieller Mitarbeiter? Wenn ja, wie? Gibt es einen speziellen Recruiting-Kanal oder laufen die Recruiting-Aktivitäten mit über einen allgemeinen Kanal, z.B. der Unternehmenskommunikation?
- Finde ich meine Zielgruppe auf diesen Kanälen? Wie ist ihr Nutzerverhalten? Nimmt die Zielgruppe die Recruiting-Aktivitäten wahr? Wie ist die Response?
- Wer in meinem Unternehmen ist verantwortlich für ein professionelles Handling dieses wichtigen Themas?
- Gibt es Bewertungen über das Unternehmen; z. B. auf Kununu?
- Eignen sich alle Vakanzen für ein Social Media Recruiting? Für welche Positionen ist zum Beispiel Executive Search der bessere Weg?
Aus den Antworten auf diese Fragen können Sie erste Maßnahmen ableiten, um den Erfolg Ihrer Aktivitäten zu steigern.
Die folgenden Handlungsempfehlungen haben wir beispielhaft für Sie zusammengestellt.
- Wenn noch nicht geschehen, bestimmen Sie einen Verantwortlichen aus dem Recruiting-Team für die Moderation der wichtigsten Kanäle.
- Steigern Sie die Social Media-Kompetenz der Verantwortlichen, wenn nötig
- Legen Sie fest, wie Sie mit etwaigen negativen Äußerungen umgehen. Wer antwortet und wie?
- Setzen Sie je nach Status quo neue, andere oder mehr Anreize für Bewerber
- Setzen Sie ein realistisches Budget fest, um ihre Recruiting-Aktivitäten in Social Media zu professionalisieren
- Ermutigen Sie Ihre Mitarbeiter als Multiplikator aktiv zu werden und Stellenangebote mit ihren (privaten) Social Media-Kontakten zu teilen.
Die rasanten Veränderungen im Social Media-Umfeld erfordern es, die eigenen Aktivitäten regelmäßig auf den Prüfstand zu stellen. Dies ist auch für uns Ansporn auf diesem Blog weiter an dem Thema dran zu bleiben – mit Tipps, Insiderinfos und Praxiswissen.
Claudia Gruber für die Blogredaktion
[Bildnachweis: © Rawpixel /Shutterstock]
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