Spricht man mit erfolgreichen Unternehmern, Vorständen und Managern über ihre Karrierewege, kristallisiert sich schnell eine Gemeinsamkeit heraus. Sie alle vereint die Fähigkeit, den richtigen Zeitpunkt für eine Karriereentscheidung zu erkennen.
Lohnt es sich, hartnäckig eine Aufgabe oder ein Ziel weiterzuverfolgen oder ist jetzt der Punkt gekommen, davon abzulassen? Ist es der richtige Moment, eine sich unverhofft bietende Chance beim Schopf zu packen? Selbst wenn andere diese Entscheidung als waghalsig und unvernünftig betrachten, wie zum Beispiel den Start in die Selbstständigkeit mitten in einer Wirtschaftskrise?
Beruflicher Erfolg hängt also zu einem großen Teil von Mut und vom richtigen Timing ab, nicht nur von der fachlichen Kompetenz. Doch wie erkennen Sie, dass die Zeit für den nächsten beruflichen Schritt gekommen ist?
Blogparade: #jetztentscheideich
„Die meisten von euch kennen Entscheidungen – und die Wege dahin. Und meistens habt ihr auch Wege gefunden, um zu einer Entscheidung zu kommen“, schreibt Ute Blindert im Business Ladys Blog. Sie hat eine Blogparade zum Thema „#jetztentscheideich – Wege und Tipps für gute Entscheidungen“ gestartet, um Frauen zu inspirieren und dabei zu unterstützen, die richtigen Entscheidungen zu treffen.
Mit diesem Artikel möchte ich zur Blogparade #jetztentscheideich beitragen und meinen Blick auf eine weitere Facette des Themas richten: den richtigen Zeitpunkt für eine (schwierige) Karriereentscheidung.
„Gerade passt es nicht…“
Haben Sie schon einmal eine Karrierechance ausgeschlagen oder sich anders entschieden, weil es „nicht der richtige Zeitpunkt“ war? Haben Sie eine gute Idee nicht weiterverfolgt, weil der Moment „ungünstig“ schien? Auch ich habe diese Erfahrung schon gemacht.
Mein erstes Aufsichtsratsmandat habe ich ausgeschlagen. Ich schob den Kinderwagen mit meinem zwei Monate alten Sohn durch Frankfurt, als mich der Aufsichtsratsvorsitzende eines größeren mittelständischen Familienunternehmens aus dem Allgäu anrief. Er suchte eine Frau mit Expertise im Bereich Personal für seinen Aufsichtsrat. Ich dachte an den Nachfolgeprozess in unserem eigenen Unternehmen, der mich gerade völlig vereinnahmte, und an den Spagat zwischen Job, Kindern, Mann und allem anderen. Dann warf ich noch einen Blick auf meinen quengelnden Sohn… und sagte schweren Herzens ab. Heute würde ich anders entscheiden.
Natürlich muss man nicht jede Möglichkeit, die sich bietet, ergreifen. Denn nicht jede Option bringt Sie tatsächlich Ihren Zielen näher. Und manchmal sprechen auch wichtige Gründe dagegen. Entscheidend ist, dass Sie die Situation und die Folgen Ihres Handelns gut durchdenken. In diesem Blogbeitrag zeige ich Ihnen, wie Sie den richtigen Zeitpunkt für eine Karrierechance nicht verpassen und die richtige Entscheidung treffen.
Sicherheit versus Ziele
In der Vergangenheit war die Entscheidungsfindung vieler Menschen in Karrierefragen geleitet von ihrem Sicherheitsbedürfnis. Somit war die Entscheidung zwischen einer Festanstellung und einer freien Mitarbeit meist schnell zugunsten der Ersteren gefällt. Heute dagegen liegen die Dinge nicht mehr so einfach. Festanstellungen sind kein Garant mehr für langfristige Arbeitsplatzsicherheit und schränken den Wunsch nach Flexibilität stärker ein.
Ihre persönlichen Werte ändern sich je nach Lebensphase und damit auch Ihre beruflichen Bedürfnisse und Ziele. Fragen Sie sich, welche Ziele Sie erreichen möchten und hören Sie darauf, was Ihr Bauchgefühl sagt. Allein ist der Bauch kein guter Ratgeber. Die Hirnforschung hat jedoch belegt, dass Menschen durchaus kluge Entscheidungen treffen, wenn sie sowohl den Verstand als auch die Emotionen berücksichtigen.
Verstand und Bauchgefühl in Einklang bringen
Schaffen Sie sich eine gute Informationsgrundlage und spielen Sie die Folgen Ihrer Entscheidung für die eine oder die andere Option als realistisches Szenario im Kopf durch:
- Welche Option bringt Sie Ihren Zielen näher?
- Welche Entscheidungsmöglichkeit verspricht Ihnen mehr Freude und Spaß an der Aufgabe?
- Welches Szenario hat wahrscheinlich weniger negative Folgen auf andere Bereiche Ihres Lebens, die Ihnen auch wichtig sind?
- Bei welcher Option müssen Sie weniger Kompromisse eingehen?
- Bei welchen Aspekten stimmen Verstand und Bauchgefühl überein? Bei welchen nicht? Worin liegen die Gründe dafür?
Wenn Sie Ihre Entscheidungsmatrix ausgewertet haben und sich eine Option als die vielversprechendste herauskristallisiert, stellen Sie sich einige Stunden oder auch Tage lang vor, Sie hätten sich für diese Option entschieden. Wie fühlt sich das an? Melden sich keine massiven Störgefühle, dann ist das der richtige Zeitpunkt, sich für diese Option zu entscheiden. Gehen Sie den nächsten beruflichen Schritt, auch wenn es Mut erfordert. Ihre Entscheidung wird Sie Ihren Zielen näher bringen.
Zeit, den Kurs zu korrigieren
Haben Sie den Eindruck, dass eine ihrer letzten beruflichen Entscheidungen aus aktueller Sicht falsch war? Dann trauen Sie sich, den Kurs zu korrigieren. Unabhängig davon wie viel Zeit und Mühe Sie bisher dafür aufgewendet haben. Ihre Entscheidung wird nicht dadurch richtiger, dass Sie an ihr festhalten. Ein Verharren bringt Sie Ihren Zielen nicht näher – im Gegenteil, Sie verlieren wertvolle Zeit und Lebensenergie.
Generell werden Ihnen Entscheidungen leichter fallen, wenn Sie sich drei Dinge bewusst machen:
- Es gibt keine perfekten Entscheidungen. Sie können immer nur in der aktuellen Situation und aufgrund der Ihnen vorliegenden Informationen entscheiden.
- Ein eingeschlagener Weg ist nie endgültig. Mosaikkarrieren, die geprägt sind von ungewöhnlichen Karrierepfaden und Umbrüchen, werden in Zukunft die Regel sein.
- Bleiben Sie am Zug! Ansonsten laufen Sie Gefahr, dass die Chance vorüberzieht. Oder jemand anders eine Entscheidung trifft, die Ihnen keine Wahl mehr lässt.
Entscheiden Sie sich jetzt für einen Jobwechsel
Oft gibt es Wendepunkte oder Phasen in einer Karriere, die den perfekten Zeitpunkt für den nächsten beruflichen Schritt markieren. Wechseln Sie den Job, …
- … wenn Ihnen Ihre Aufgabe keinen Spaß mehr macht.
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Der Mensch ist dann in seinem Element und kann sein Potenzial voll entfalten, wenn er eine Aufgabe findet, bei der er seine Stärken einsetzen und seine Werte leben kann. Sie wollen wieder Spaß an Ihrer Arbeit haben? Entdecken Sie Ihre Stärken, Ihre Leidenschaft und finden Sie die Aufgabe, die dazu passt.
Karriereberaterin Justine Lagiewka gibt Ihnen in ihrem Blogbeitrag 7 Tipps, wie Ihnen das gelingt und Sie Ihren Traumjob finden.
Auf karrierebibel.de lesen Sie einen Beitrag, wie Sie Ihre wahren Stärken erkennen können.
- … wenn sich Ihre Karrierepläne beim Arbeitgeber nicht verwirklichen lassen.
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Zeigt sich, dass Sie bei Ihrem aktuellen Arbeitgeber Ihre nächsten beruflichen Ziele nicht erreichen können, ist der Zeitpunkt für einen externen Wechsel gekommen. Um das Unternehmen zu finden, in dem Sie Ihre Ziele verwirklichen können, ist es wichtig, Ihr definiertes Berufsziel als Ausgangspunkt zu betrachten.
Wie Sie die Weichen für den nächsten Karriereschritt stellen, erfahren Sie im Blogbeitrag meines Kollegen Thomas Pütz.
Haben Sie keinen Karriereplan? Im Experteer-Blog finden Sie Tipps, wie Sie Ihre Karriereziele formulieren und einen Plan für Ihren nächsten Karriereschritt entwickeln.
- … wenn die Kündigung droht.
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Schönwettersituationen sind für jedes Unternehmen einfach zu bewältigen. Anders sieht es aus, wenn am Markt plötzlich ein scharfer Wind weht. Um die Zukunftsfähigkeit des Unternehmens zu sichern, lässt sich die Trennung von Mitarbeitern in solchen Phasen nicht immer vermeiden. Häufig bieten Unternehmen ihren Mitarbeitern an, das Unternehmen freiwillig zu verlassen. Sie erhalten dann eine Abfindung und oft das Angebot für eine Karriereberatung, die Ihnen hilft, sich Ihrer Stärken und Potenziale bewusst zu werden.
Warum sich eine Karriere- bzw. Outplacement-Beratung für Sie lohnen kann, beschreibt meine Kollegin Kerstin Ercolino in ihrem Blogbeitrag.
- … wenn Sie gesundheitliche Probleme (z. B. einen Burn-out) bekommen.
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Oft verschiebt sich durch gesundheitliche Probleme die Bewertung dessen, was im Leben wichtig ist. Beim Widereinstieg nach einer längeren Krankheit merken viele Menschen, dass sie ihre Arbeitssituation grundlegend ändern möchten – oder müssen.
Im besten Fall lassen Sie es gar nicht erst so weit kommen. Ute Gietzen-Wieland, Resilienz-Expertin bei von Rundstedt, beschreibt im Interview, wie Sie einem Burn-out durch Überlastung aktiv vorbeugen.
Mehr dazu, wie Sie im Job gesund bleiben, erfahren Sie auch auf diesem Blog: http://gesund-bleiben-im-job.de/
Egal warum Sie über den nächsten beruflichen Schritt nachdenken: Bringen Sie für Ihre Karriereentscheidung Verstand und Bauchgefühl in Einklang. Behalten Sie Ihre Ziele im Blick und verfolgen Sie diese. Entdecken Sie Ihre Stärken und Talente und suchen Sie nach einer Aufgabe, bei der Sie diese einbringen können. Und haben Sie den Mut, auch in einem vermeintlich unpassenden Moment eine Karrierechance zu ergreifen.
Ihre Sophia von Rundstedt
[Bildnachweis: © Dana Heinemann/fotolia.com]
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